BESCHREIBUNG 
Aufgabenstellung & Anforderungen
Zwei überdachte Autostellplätze mit barrierefreier Erschließung zum bestehenden Familienhaus waren benötigt, zeitgemäße Architektur war gewünscht und die Beschäftigung mit dem Thema Ornament war Voraussetzung.
Entwurf & Motive
Joseph Hofmarcher konnte sich seit dem Forschungsprojekt Biornametics und im Zusammenhang mit dem Schmiedezentrum Ybbsitz intensiv mit dem Thema des zeitgemäßen Ornaments auseinander setzen. 
Seit Moderne und Rationalismus zum Anfang des vorigen Jahrhunderts und mit Adolf Loos’ Manifest „Ornament und Verbrechen“ hatte man das Ornament und die allgemeine Verzierung in Architektur und Objektgestaltung gemieden und praktisch verdammt. Das kann man heute noch (mit ein wenig Verzögerung) an zahlreichen neo-modernistischen Würfelbauten erkennen. Ornament, also Verzierung kostet extra, speziell wenn es einem bereits funktionierenden Gefüge „aufgesetzt“ wird.
Dem Form-folgt-Funktion-Diskurs des Modernismus (~1890 bis heute) entsprechend wurde versucht, das Ornament der Fassade nicht als zusätzliche Schicht beizufügen, sondern das Zierelement bereits die Tragkonstruktion sein zu lassen (heute, Form-folgt-Prozess, oder Form-folgt-Ornament und Ornament-hat/ist-Funktion o.ä.). Dieser Aspekt wurde in intensiver Zusammenarbeit zwischen Joseph Hofmarcher und Franz Wahler entwickelt.
    Das Motiv des Ornaments wurde relativ abstrakt gehalten. Die dargestelle Wellenfläche stellt im Querschnitt den Verlauf vom Donautal über das hügelige Mostviertel zu den kantigen Alpen dar. Damit wird versucht, formal und symbolisch dem Geist des Ortes zu entsprechen. In NURBS-Modelliertechnik konnte der Architekt am Computer eine komplexe Wellenfläche schaffen. Diese Fläche hat als Grundstruktur nur 2 Polylinien-Formen, nämlich eine Gerade und eine Wellen-Zickzack-Linie welche einen Schnitt durch die Voralpen darstellen könnte. Diese beiden „Gene“ wurden dupliziert und zweifach verdreht, um danach zu viert in eine Fläche interpoliert (Lofting) zu werden. Diese Fläche wurde in Abständen von 5cm normal geschnitten wodurch eine Familie von selbstähnlichen Lamellen geschaffen wurde. In diesem Aspekt sieht der Gestalter das zeitgemäße Ornament realisiert. Weitere Aspekte im Entwurf nehmen Gestaltungsmotive aus früheren Kunstepochen wie dem Barock auf. Hier sei die Plastizität und Tiefe sowie die voluptiöse Kurvigkeit des Fassadenreliefs erwähnt.
    Ein weiteres Element am Bauwerk soll dem zeitgemäßen Ornament gerecht werden. Die Stützenreihe entlang der Rampe zum bestehenden Gebäude hin folgt nicht immer gleichen Abständen sondern nimmt einen übertragenen Kurvenverlauf auf, der die Stützenabstände in manchen Bereichen verdichtet und an anderen Stellen aufweitet. Somit fließt auch in diesem Bereich eine gewisse "Bio-Logik" der Variation ein, welche auch in der beschriebenen Hauptfassade zu erkennen ist. Der Architekt und Professor Greg Lynn hatte 2008 geschrieben: „Architektur, Gestaltung und das Leben generell wird mehr und mehr bio-logisch, nicht bloß biomorph.“ (in Greg Lynn Form, Rizzoli, 2008)
    Das Bauwerksvolumen selbst ist eher schlicht und orthogonal gehalten. Es entspricht dadurch der, allgemein gesprochen, neo-modernistischen Tendenz und unterstützt durch seine Schlichtheit die äußerst komplexe Erscheinung der angewendeten Ornamentaspekte. Die gegebene Hanglage regte eine Verdrehung des Quaders auf dessen Sockel an. Damit tritt das eigentliche Nutzungs- und Gestaltungselement Stahllamellenkörper in den Vordergrund, und es wurde weniger Grundfläche massiv bebaut.
Durchführung & Materialisierung
    Die Region Eisenstraße bietet mit vielen Ressourcen und Wissen im Metallbau auch das cutting-edge Werkzeug CNC-Laser in einigen Betrieben der Umgebung. Hofmarcher konnte in seinem Architekturstudium für den Modellbau viel Know-How über verschiedene Rapid-Prototyping-Methoden sammeln, wie im CNC-Fräsen und im CNC-Laserschnitt. Damit konnten sämtliche Fassadenlamellen im Realmaßstab problemlos in kürzester Zeit abgewickelt werden.
    Es wurden Stahlbleche von 2m mal 4m und 3mm Stärke nach den vom Gestalter vorbereiteten Dateien per Laser zugeschnitten und 30km transportiert. Die Logistik bei ca. 450 Einzelteilen sollte nicht unterschätzt werden. Um also Zeit und Arbeitsenergie zu sparen, sollten die Teile von der digitalen Abwicklung bis zur Montage möglichst immer nummeriert und in Gruppen sortiert behandelt werden. Auch gewisse Toleranzen müssen berücksichtigt bzw. angenommen werden, da einerseits das Material Stahl, ähnlich wie Holz, dehnt und schrumpft, andererseits bei vielen Einzelteilen leicht Übertragungsfehler passieren.
    Das eigentliche Ornament an der Hauptfassade wurde bereits so entworfen, dass minimaler Verschnitt erreicht wurde. Durch die oben bereits erwähnte doppelte Verdrehung der Grund-Kurven(Gene), wurde das Negativ jeder Lamelle von links, zweifach um Mittelachse gedreht, zum Positiv jeder Lamelle von rechts.
Nutzung & Prozess
    Das Bauwerk kann durch und durch als prozessgetrieben verstanden werden. Bereits die einzelnen Entwicklungsphasen, vom Entwurf über den Schnitt der Einzelteile zur Logistik sowie die Montage, sind Prozesse. Ebenso ist auch die Alterung des Materials, die Veredelung durch Rosten des Stahls, als haptischer Prozess für die Benutzer und die Menschen im Umfeld zu verstehen. Die natürliche Alterung des Materials drückt weiters den Genius Loci der Eisenregion aus.
    Prozess und Variation tauchen auch auf durch unterschiedliche Erscheinungsbilder je nach Tageszeit, Wetterbedingung, Jahreszeit und so weiter.

Joseph Hofmarcher, 2014.
Keywords: Stahlornament/Wandkonstruktion, Stahlwand–Ornamentkonstruktion, Ornament Wandkonstruktion, Carport aus Stahl,....

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